Glödnitz / Altenmarkt / Flattnitz
Die Gemeinde Glödnitz liegt im Nordwesten des politischen Bezirkes St. Veit an der Glan im Bundesland Kärnten.
Das Gemeindegebiet umfaßt eine Fläche von 7464,5 ha, grenzt an die Steiermark und an die Nachbargemeinden Metnitz, Weitensfeld, Albeck und Deutsch-Griffen.
Das Gemeindegebiet liegt in einer Seehöhe von 729 m bis 1726 m.
Glödnitz | 748m |
Kleinglödnitz | 729m |
Flattnitz | 1400m |
Reachkogel (Stoarnamandl) | 1726m |
Die Hausberge Hirnkopf ( 1.840m) , Wintertaler (2.394m) und Eisenhut (2.441m) sind von der Flattnitz aus gut zu erreichen, befinden sich allerdings nicht mehr im Gemeindegebiet Glödnitz.
ORTSCHAFTEN:
Glödnitz, Flattnitz, Altenmarkt, Kleinglödnitz, Bach, Brenitz, Eden, Grai, Hohenwurz, Jauernig, Laas, Lassenberg, Moos, Rain, Schattseite, Torf, Tschröschen, Weißberg, Zauchwinkel
BEVÖLKERUNG:
Einwohnerzahl per 31.12.2019
789 Einwohner
DAS GEMEINDEWAPPEN(verliehen am 20.09.1994)
Beschreibung:
Das Wappen-in den Farben Blau und Gold gehalten, zeigt einen Bischofsstab, ein in Kleeblättern endendes Johanneskreuz und einen Zweig der Zwergbirke.
Erklärung der Symbole:
BLAU-ist er Hinweis auf den See, der das Glödnitztal einst bedeckte
GOLD-symbolisiert den Erzabbau in früheren Epochen
BISCHOFSSTAB-erinnert an die jahrhundertelange Herrschaft der Gurker Bischöfe
JOHANNESKREUZ-ist als Symbol der drei Johanneskirchen im Raum Glödnitz gedacht
ZWERGBIRKE-weist auf ihr einzigartiges Vorkommen im Flattnitzer Hochmoor hin
Geschichte der Gemeinde Glödnitz
Arnulf von Kärnten, ein Nachfahre von Kaiser Karl dem Großen, regierte ein Reich von der Nordsee bis nach Slowenien. Kaiser Arnulf schenkte 898 dem Edlen Zwentibolch, einem Ahnherrn der heiligen Hemma von Gurk, Ländereien im Metnitztal und im Gurktal. In der Schenkungsurkunde werden die "alpes glodnizze" genannt, wohl der Bergrücken zwischen dem Glödnitzer und dem Griffner Nebental der Gurk. Das slawische Wort "glodnizze" bezeichnete einen Bach, der sich einschneidet, entweder in Jauernig oder knapp vor der Mündung in die Gurk.
Menschen siedelten im Glödnitzer Gebiet wohl schon mehrere tausend Jahre vor Christi Geburt. Allerdings gibt es hier keine ausgewerteten Funde aus dieser frühen Zeit. In der Römerzeit, die in Kärnten von 15 v. Chr. bis knapp vor 600 dauerte, führte durch das Glödnitzer Gebiet ein wichtiger Verkehrsweg aus dem Kärntner Zentralraum nach Salzburg. Eine römische Poststraße, von der großen Stadt Virunum (auf dem Zollfeld), ging durch das Gurktal über die Flattnitz nach Norden. Römische Poststationen gab es in Beliandrum (wahrscheinlich Altenmarkt) und Tarnasici (Flattnitz).
Die Römer wurden in Kärnten durch slawische Zuwanderer, aus denen das Slowenenvolk hervorging, verdrängt. Von diesen Slawen, die man auch Karantaner nannte, stammen viele Orts- und Hofnamen im Glödnitzer Gebiet. So bedeutet Flattnitz "Moosbach", Jauernig "Ahorngegend", Grai "Ende" oder "Winkel", Laas "Rodung" und Brenitz "Platz mit einer Befestigung". Schon um 740 kamen die Baiern von Norden nach Kärnten. Im Slawengebiet siedelten sich viele bayerisch-deutsche Zuwanderer an. Das Glödnitzer Tal war mehrere Jahrhunderte zweisprachig. Im 14. Jahrhundert verlöschte hier die windische Sprache.
Über die Flattnitz führte durch Jahrhunderte der wichtigste Weg von Kärnten nach Salzburg. Im Glödnitztal, das damit für das mittelalterliche Kärnten eine sehr wichtige Gegend war, entstanden einige Bauten, die typisch für einen alten Hauptverkehrsweg waren: ein Hospiz (Herberge mit Kirche) auf der Flattnitz, die Burg Waldeck (bei vlg. Hardegger) und der befestigte Edelmannssitz Görtschachhof. Auch der Amthof in Glödnitz und das Amtshaus in Flattnitz (eine Mautstation) entstanden an dieser Linie.
Schon in der späten Römerzeit waren die Menschen in unserer Gegend Christen; nach der heidnischen Karantanerzeit brachten die Baiern aus Salzburg wieder die christliche Religion nach Kärnten. Der alte Pfarrmittelpunkt des oberen Gurktales war Altenmarkt, in Glödnitz war zunächst eine Filialkirche. 1393 wurde die selbstständige Pfarre St. Margaretha zu Glödnitz abgetrennt, nachdem knapp vorher die heutige gotische Pfarrkirche erbaut worden war. Da 1072 in Gurk ein eigenes Bistum entstand, wurde das ganze Gurktal durch viele Jahrhunderte stark von der kirchlichen Obrigkeit geprägt. Trotzdem fand im 16. Jahrhundert das Luthertum auch in Glödnitz viele Anhänger.
Durch 1000 Jahre waren die meisten Bauern in Mitteleuropa von adeligen oder geistlichen Herren abhängig. Diese Grundherren besaßen den Großteil des Landes, sie waren Richter und auch Beschützer der Untertanen. Die Bauern in Kärnten waren eine Art Erbpächter, welche vorerst Abgaben von ihren Ernteerträgen und später vor allem Gelder abliefern mussten und die auch Arbeitsleistungen ("Robot") für die Herrschaft erbringen mussten.
Die Familie der heiligen Hemma war um 1000 im Besitz des Glödnitzer Gebietes. Durch Hemma kam die Gegend an den Bischof von Gurk. Im 12. Jahrhundert gab es dann mehrere adelige Besitzwechsel in Glödnitz. Im 13. Jahrhundert kam das Glödnitzer Tal praktisch zur Gänze an das Gurker Domkapitel (das damals adelige Beratergremium des Bischofs von Gurk). Das Domkapitel war bis 1848 Grundherr über die Glödnitzer. Das Kapitel unterteilte um 1400 seinen reichen Grundbesitz in Ämter, das Glödnitzamt war nun fast 400 Jahre für das Glödnitztal zuständig. Der Amtmann im Amthof war für die Einsammlung der Abgaben und für die Einteilung zur Robotarbeit zuständig. Außerdem hatte er untere richterliche und polizeiliche Aufgaben.
Über diese Grundherrschaften entstanden um 1400 klar abgegrenzte Landgerichtsbezirke, die zunächst nur für die Blutgerichtsbarkeit galten; später waren sie auch für die Einsammlung der staatlichen Steuern und für andere Aufgaben zuständig. Glödnitz gehörte durch Jahrhunderte zum Bezirk des bischöflichen Landgerichts Albeck, das von der Engen Gurk bis zum Proseckstein östlich von Zweinitz reichte. Der Galgen dieses Landgerichts stand auf der Kuppe gegenüber von vlg. Marhofer in Brenitz.
Die Bauernhöfe des Glödnitzer Tales, die in den ältesten Gurker Abgabenbüchern aus dem 13. Jahrhundert angeführt sind, bestanden fast alle bis zur Zeit der Bauernbefreiung im Jahr 1848. Dabei waren die Höfe im Talgebiet recht groß, sie hatten also schon recht früh eine erhebliche Anzahl von Knechten und Mägden. Die Höfe im Berggebiet hatten weniger Nutzfläche. Auf ihnen lebten nur die Großfamilien und wenige familienfremde Leute.
Im Mittelalter gab es im hinteren Talgebiet einige Höfe, die auf die Schafzucht spezialisiert waren. Der Hopfenanbau zur Bierherstellung war weit verbreitet. Im 13. Jahrhundert (damals war es bei uns wärmer als heute) mussten Bauern am Brenitzberg auch Wein nach Gurk abliefern. Ansonsten war die landwirtschaftliche Produktion bis ins 19. Jahrhundert recht gleich: Roggen, Weizen, Gerste und Hafer wuchsen auf den Äckern, die Rinderhaltung war immer ein besonderer Schwerpunkt der Glödnitzer Bauern. Auch die Almweiden auf der Flattnitz wurden die ganze Zeit schon genutzt.
Seit dem 15. Jahrhundert gab es eine Anzahl von kleinen Keuschen im ganzen Glödnitzer Gebiet verstreut, deren Bewohner meist sehr arm waren. Durch Jahrhunderte gab es im hinteren Glödnitztal und auch in Flattnitz bescheidenen Bergbau (Silber, Eisen, Blei). Sagen erzählen bis heute davon, und auch die alten "Knappenlöcher" sind noch vorhanden. Am Ausgang des Glödnitztales existierte durch mehrere Jahrhunderte bis 1923 ein Eisenindustriebetrieb, der vor allem Sensen herstellte.
Das Dorf Glödnitz war klein. Bis ins 19. Jahrhundert gab es hier etwa 15 Häuser, davon waren die Mehrzahl bescheidene Keuschen der Dorfhandwerker mit einer Minilandwirtschaft. Die Glödnitzer trafen sich in der Kirche, auf dem Kirchplatz und im Gasthaus.
Das Leben in früheren Jahrhunderten verlief einerseits überwiegend in altgewohnten Bahnen, es gab aber auch immer wieder schwere Schicksalsschläge. Besonders verschiedene Seuchen, die man insgesamt als Pest bezeichnete, hatten öfters in der Geschichte dramatische Opferbilanzen zur Folge. So hatte die Pfarre Glödnitz in den Jahren 1715/1716 nicht weniger als 319 Pesttote zu beklagen, das war wohl etwa die Hälfte der Pfarrbevölkerung.
Einfälle von äußeren Feinden gab es in der Glödnitzer Geschichte nur ganz wenige. Am schlimmsten waren die Türkeneinfälle der Jahre 1476 und 1478. Dabei brannten die Türken binnen weniger Tage auch im Glödnitzer Gebiet zahlreiche Häuser nieder, sie töteten viele Menschen, und sie trieben von den Flattnitzer Almen viele Pferde fort. Die Kirchen- und Friedhofsanlage von Glödnitz war damals durch eine hohe Wehrmauer befestigt, was vielen Menschen das Leben rettete. Die Flattnitz bekam in dieser Zeit den Beinamen "blutige Alm". Die dreimalige Besetzung Kärntens durch die Franzosen des großen Napoleon um 1800 hatte auf das Glödnitzer Tal keine großen Auswirkungen.
Immer wieder gab es im Gebiet von Glödnitz begrenzte Naturkatastrophen - Überschwemmungen, Muren und vor allem schwere Hagelunwetter. Letztere waren bis ins 20. Jahrhundert eine große Gefahr für die Ernährung der Bevölkerung.
Im späten 18. Jahrundert begann zunächst noch ganz langsam die Modernisierung im ländlichen Raum, die im 20. Jahrhundert enorme Umwälzungen brachte. Unter dem Reformkaiser Joseph II. wurden die Bauernhöfe bereits zu einem halbfreien Eigentum der Bauern. Man konnte sie kaufen und verkaufen, nur die Abgaben an die Grundherren mussten immer bezahlt werden. Der Staat richtete Verzeichnisse aller Grundparzellen und dazu Katastralgemeinden ein, damit die Steuern lückenlos eingehoben werden konnten. In den Folgejahrzehnten wurde eine bäuerliche Oberschicht, die schon seit Jahrhunderten in Form von Amtmännern oder Kirchensteuereinnehmern ("Zechnern") bestand, breiter und wirtschaftlich immer stärker. Der Widerstand gegen die Grundherren und ihre Verwaltung nahm zu.
1848 kam es im Gefolge der bürgerlichen Revolution im Kaiserreich Österreich zur Bauernbefreiung. Auf Antrag Hans Kudlichs beschloss das erste gewählte Parlament Österreichs die Enteignung aller Grundherren und die Übergabe ihrer jahrhundertealten Verwaltungsaufgaben an staatliche Institutionen. Freie Gemeinden, Bezirksämter, die Gendarmerie und staatliche Gerichte wurden im ganzen Reich eingerichtet. Für den Bereich der Katastralgemeinde Glödnitz, die neben dem Glödnitztal auch das halbe Altenmarkter Gebiet umfasst, entstand nun die Ortsgemeinde Glödnitz. Bei der ersten Wahl wurde Franz Gasser Bürgermeister. Seine Stellvertreter waren der Ortslehrer und ein Bauer. Von 1864 bis 1918 galt ein Wahlrecht, nach dem zunächst nur die wohlhabenden Leute wählen durften, später dann zählten ihre Stimmen noch viel mehr als die der Armen. Jedenfalls saßen in diesen Jahrzehnten in der Glödnitzer Gemeindestube neben den Sensengewerken Spitzer fast nur die Großbauern des Gemeindegebiets. Zu den wichtigsten Gemeindeaufgaben zählten die Armenfürsorge, die Volksbildung und auch die Aufsicht über die Dienstboten.
Sicher haben die neuen "Landgrafen" auf ihre eigenen Interessen nicht vergessen, doch die Leistungen dieser Führungsschicht für die weitere Entwicklung der ganzen Gegend waren groß. Nachdem seit 1792 im Messnerhaus Schulunterricht erteilt worden war, baute Glödnitz 1879 ein Schulhaus. Durch die neue allgemeine Schulpflicht besuchten bis in die Zeit nach dem 2. Weltkrieg durchwegs 150 bis 200 Kinder diese Schule. Glödnitz baute um 1900 ein Gemeindehaus. Seit 1889 gibt es ein Postamt im Dorf, und von 1907 bis 1972 bestand in Glödnitz ein Gendarmerieposten.
Die Verkehrserschließung wurde verbessert: Die Gemeinde Glödnitz zählte zu den Miterbauern der Gurktalbahn 1898 (Endstation war Kleinglödnitz). Die Glödnitzer Straße, die durch Jahrhunderte über vlg. Hardegger und vlg. Görtschacher zur Hauptstraße führte, wurde bald nach dem Bahnbau am Rand des sumpfigen Talbodens neu angelegt. Man begann 1910 auch mit der Entwässerung des Glödnitzer Mooses.
In der Landwirtschaft gab es in diesen Jahrzehnten einige einschneidende Entwicklungen. Viele Bergbauern verloren in der völlig freien Marktwirtschaft nach der Bauernbefreiung ihre Höfe. Vor allem Bauernhöfe im hinteren Glödnitztal und im Graiwinkel kamen als Zuhuben an größere Talbetriebe, sie wurden allmählich zu Halthuben und schließlich auch zu Forsthuben. Mit der Abnahme der selbstständigen Bauernhöfe nahm die Dienstbotenbevölkerung zu.
Der Kartoffelanbau wurde allgemein, damit verbesserte sich die Ernährungslage der armen Leute. Die Viehzucht wurde nunmehr systematisch betrieben, die Nutztiere wurden größer und leistungsfähiger, und die alten Ochsengespanne der kleineren Bauern wurden durch den Pferdezug abgelöst.
Die alte Mittelkärntner Eisenindustrie ging um 1870 zum Großteil ein. Damit verschwanden die Erzeugung und der Transport von Holzkohle aus den Glödnitzer Wäldern. Der Wald war bis zur Erbauung der Gurktalbahn fast ohne Wert. Mit diesem neuen Transportweg wurde die Holzwirtschaft wieder interessant. Im ganzen Gurktal entstanden Sägewerke, und die Schnittware wurde zum Teil zum Hafen von Triest und von dort ins Ausland verkauft. Im Glödnitzer Tal gab es vier kleine Sägewerke.
Im ersten Weltkrieg 1914 bis 1918 hatte die Gemeinde Glödnitz 27 Gefallene für Kaiser und Reich an der Russlandfront und an der Italienfront zu beklagen. Bei den Bauern wurden damals radikal Lebensmittel für den Bedarf des Heeres und der hungernden Städte eingetrieben. Trotzdem gab es in Glödnitz kaum Hunger, vor allem weil manche Lebensmittel vor den Eintreibern versteckt werden konnten. In den Wochen des Kriegsendes im Herbst 1918 raffte die "Spanische Grippe" 32 Glödnitzer (darunter sieben russische Kriegsgefangene) dahin.
Nach dem verlorenen Krieg zog eine erhebliche Anzahl von Glödnitzer mit der Gurktaler Alarmkompanie in den Abwehrkampf um Kärntens Südgrenze. In dieser Frage standen zwar die damaligen politischen Gruppen einhellig für die Kärntner Sache, doch die allgemeine revolutionäre Unruhe der Zeit war auch in Glödnitz zu merken.
Im Jahr 1921 wurde ein neuer Gemeinderat nach dem allgemeinen Wahlrecht gewählt. In Glödnitz gab es eine Sensation: Zehn von 15 Gemeinderäten gehörten den damals recht radikalen Sozialdemokraten an. Forstarbeiter, Landarbeiter und Keuschler waren zumindest in der Gemeindestube die Herren des Dorfes. In kaum einer Bauerngemeinde des Landes gab es eine vergleichbare Situation. Die alte bäuerliche Führungsschicht (sie war überwiegend nationalliberal) wollte sich damit nicht abfinden. So waren die Folgejahre bis zur Abschaffung der Demokratie 1934 von einer erbitterten politischen Auseinandersetzung im Dorf gekennzeichnet. Es gab in Glödnitz nicht nur den bewaffneten bürgerlich-bäuerlichen Heimatschutz, sondern auch eine bewaffnete Einheit des roten Schutzbundes; das war für ein Bergbauerndorf fast einmalig im neuen kleinen Österreich. Die rote Gemeindeverwaltung versuchte im Rahmen ihrer bescheidenen Möglichkeiten, auch etwas für die Armen zu tun, so wurde ein Haus im Dorf gekauft und als Armenhaus verwendet. Darin waren meist alte, arbeitsunfähige Menschen aus der Dienstbotenschicht untergebracht. Jene armen alten Leute, für die es dort keinen Platz gab, wurden - wie früher in den Dörfern allgemein üblich - bis 1938 als "Einleger" für eine gewisse Zeit den einzelnen Bauern zugewiesen, die sie verköstigen mussten und die ihnen Quartier gaben. Das Quartier war überwiegend im Stall, dort starben sie auch meist.
In den zwanziger Jahren kam es zu einer ersten Blüte des Tourismus. Die Flattnitzer Straße wurde für Kraftfahrzeuge befahrbar gemacht, der alte Gasthof auf der Flattnitz wurde 1929 zum Alpenhotel Ladinig erweitert. Doch bald versank das ganze Land in einer schweren Wirtschaftskrise. Die schwere Agrarkrise der Zeit um 1930 führte zu einer Radikalisierung der bäuerlichen Bevölkerung. Kleinbauern, Handwerker, aber auch einige Söhne von Großbauern schlossen sich den neuen Nationalsozialisten an. 1932 kam es in Glödnitz zu einem Aufruhr, als von verschuldeten Bauern Vieh zur Zwangsversteigerung fortgetrieben werden sollte. Etwa zwei Dutzend Leute verhinderten den Abtransport der Tiere.
Die bedrängte Regierung in Wien verbot die Nationalsozialisten und die Sozialdemokraten. Die "illegalen" Nationalsozialisten wurden aber im Untergrund immer aktiver. Am 26. Juli 1934 übernahmen im Zuge des österreichischen NSDAP-Putsches die Glödnitzer SA-Leute die Macht im Dorf. Am nächsten Tag waren die Glödnitzer bei der Eroberung von Weitensfeld dabei. Einige Glödnitzer rückten dazu erst etwas später an. Diese wurden in ein äußerst blutiges Gefecht nahe Altenmarkt verwickelt. Einen Tag später hatte die damalige christlich-konservative Staatsmacht auch Glödnitz wieder im Griff. Das blieb so bis 1938. Allerdings gelang es der Regierung nicht, die traurige wirtschaftliche Situation des Landes zu verbessern. So waren die dreißiger Jahre eine Zeit der Massenarbeitslosigkeit, der verschuldeten Bauern und eines Elends, unter dem auch der Großteil der Glödnitzer litt.
Der 12. März 1938 brachte dann gleichzeitig mit dem Einmarsch Hitlers die Machtübernahme der Nationalsozialisten in allen Orten Österreichs. Auch die Glödnitzer Nationalsozialisten führten diese Aktion perfekt durch. In der verbreiteten Hochstimmung nach dem Umsturz wurde eine Volksabstimmung über den Anschluss Österreichs an das Hitlerreich durchgeführt. Der totale Einsatz der Glödnitzer Nationalsozialisten - und die Angst der recht wenigen standhaften Nazigegner - brachten 100% Ja-Stimmen aller Wahlberechtigten (!) für den neuen Staat. Glödnitz war nun "Führergemeinde". Zum Lohn dafür wurde 1940 mit dem Bau der "Hermann-Göring-Siedlung" im Oberdorf begonnen. Die ersten Jahre der Hitlerzeit brachten jede Menge neue Arbeitsmöglichkeiten und einen wirtschaftlichen Aufschwung. Dass der Diktator auf den Krieg hinarbeitete und mit riesigen Staatsschulden Geld in die Wirtschaft pumpte, registrierten die Menschen nach der Not der vergangenen Jahre wenig.
Im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) war Glödnitz Hinterland. Der Krieg war trotzdem überdeutlich zu spüren. Die Männer waren eingerückt. Sie kämpften und fielen an allen Fronten vom Eismeer bis nach Griechenland und von Frankreich bis nach Russland. Viele Kriegsgefangene und Fremdarbeiter kamen nach Glödnitz. Sie arbeiteten in der Landwirtschaft und beim Ausbau der Straße von Kleinglödnitz auf die Flattnitz. Das sichere Glödnitz nahm viele Bombenflüchtlinge aus den Städten auf. In der letzten Kriegsphase tauchten wie in vielen anderen abgelegenen Gebieten Kärntens auch im Flattnitzer Gebiet sogenannte "Banditen" auf. Das waren meist Deserteure, entlaufene Kriegsgefangene und Fremdarbeiter, dazu noch einheimische Hitlergegner, die in den Wäldern das Kriegsende abwarten wollten. Damals gab es fast keine kampffähigen Männer mehr in der Heimat. Der "Volkssturm", zu dem ältere Männer, Invalide und ganz junge Burschen gehörten, stand bereit. Eine dramatische Situation ergab sich im Frühjahr 1945, als diese "Banditen" das Alpenhotel Ladinig in Flattnitz besetzten. Der Glödnitzer Volkssturm vertrieb sie. Im Zuge der Verfolgung wurden vier "Banditen" erschossen. Im Zweiten Weltkrieg hatte die Gemeinde Glödnitz 64 Gefallene und Vermisste zu beklagen.
Am 8. Mai 1945 begann eine neue Zeit. Hitler war tot, sein Reich lag in Trümmern. Das Kriegsende war für ganz Kärnten aber eine sehr kritische Zeit. Man fürchtete die jugoslawischen Partisanen und hoffte auf die Besetzung durch die Engländer. Die kommunistischen Jugo-Kämpfer Titos kamen nur in kleiner Zahl und für wenige Tage ins Gurktal. Die Engländer waren länger im Tal und bis 1955 im Land. Sie verdrängten die Partisanen aus Kärnten.
Kleinere deutsche Truppenteile kamen auf ihrem Rückzug vom Balkan durch das Glödnitztal. Mehrere Wochen lagerten tausende Kosaken (russische Hilfstruppen Hitlers) mit ihren Familien, mit Pferd und Wagen auf Kärntner Wiesen und Feldern, darunter auch im Raum Glödnitz. Sie wurden von den Engländern an die Russen ausgeliefert - vielfach in den Tod.
Die Engländer sorgten auch wieder für demokratische Verhältnisse im Land. Die nationalsozialistischen Funktionäre wurden sofort abgesetzt und interniert. Nazigegner wurden in alle Führungspositionen eingesetzt. Ende 1945 wurden der Nationalrat und der Landtag gewählt, und 1950 gab es nach 18 Jahren die erste Gemeinderatswahl.
Die Mehrzahl der Glödnitzer Männer kam wenige Monate nach Kriegsende, einige kamen aber auch erst nach mehreren Jahren aus der Kriegsgefangenschaft heim. Die ersten Nachkriegsjahre waren noch hart, es fehlte an vielem, obwohl die Glödnitzer kaum Hunger leiden mussten. Aber schon um 1950 gab es einen verbreiteten Optimismus und einen Aufbauwillen, der dann jahrzehntelang anhielt. Es wurde überall investiert, das große Häuselbauen der Nachkriegszeit begann, und die Arbeiter hatten Beschäftigung im Tal oder auch schon als Fernpendler bei großen Baustellen. Recht schnell setzte die Abwanderung der früher so zahlreichen Landarbeiter von den Bauernhöfen ein; etwa 1970 gab es praktisch keine Knechte und Mägde mehr.
In der Glödnitzer Gemeindestube wurden in der Nachkriegszeit durchwegs satte sozialistische Mehrheiten gewählt. 1970 gab es den größten SPÖ-Triumph (acht Sitze SPÖ, zwei ÖVP und einer FPÖ). Das in der Zwischenkriegszeit so zerstrittene Dorf hatte eine unangefochtene Führung. Der Altenmarkter Großbauer Hans Leitner stand 23 Jahre als Bürgermeister an der Spitze der Gemeinde. Die sozialen Gruppen der Gemeinde waren weitgehend versöhnt, und sie gingen gemeinsam - und mit Unterstützung des sozialdemokratisch regierten Landes Kärnten - an eine bewunderswerte Aufbauarbeit. Diese wurde stark auch vom dynamischen Gemeindesekretär Heinrich Flatschacher vorangetrieben.
1953 wurde das ganze Glödnitzer Tal an das Stromnetz der KELAG angeschlossen (die ersten Häuser hatten schon knapp nach dem Ersten Weltkrieg elektrisches Licht). Um 1960 wurde der Tourismus angekurbelt. Einige Bauernhöfe der Gemeinde wurden zu Fremdenpensionen ausgebaut. In Glödnitz entstand der Pensionsbetrieb Hochsteiner, in Flattnitz wurden bald darauf zwei neue Hotels (und sehr viele Ferienhäuser) erbaut. Durch neue Schilifte (erster Schlepplift 1959, Sessellift 1964) wurde die Flattnitz zum Zwei-Saisonen-Gebiet. Im Dorf wurde 1959/1960 ein neues Gemeindehaus mit Sozialwohnungen errichtet. 1969 war die neue Volksschule fertig; die wohl etwas überdimensionsiert ausgefallen ist, da ab dieser Zeit keine 10jährigen Kinder mehr die Volksschule besuchten.
Im Laufe der Nachkriegszeit mussten immer mehr Gurktaler ihr Brot außerhalb des Tales verdienen. Die landwirtschaftliche Bevölkerung nahm und nimmt noch ständig ab, so gibt es in der ganzen Gemeinde Glödnitz nur mehr gut zwei Dutzend landwirtschaftliche Haupterwerbsbetriebe. In der Glödnitzer Landwirtschaft verlor der Ackerbau stark an Bedeutung, die Rinderwirtschaft dominiert jetzt ganz klar. Die Zahl der gewerblichen Arbeitsplätze im Gurktal nimmt seit den sechsziger Jahren allmählich ab. So verschwand fast die ganze Sägeindustrie. Die Gurktalbahn wurde 1968 eingestellt. Auch in Glödnitz muss die Mehrzahl der Berufstätigen auspendeln, und zwar fast durchwegs mit dem PKW, wobei tägliche Arbeitswege von zweimal 50 km keine Seltenheit mehr sind.
1972 beschloss der sozialdemokratisch dominierte Kärntner Landtag eine große Gemeindestruktur-Reform. Im ländlichen Raum sollte die Gemeindeverwaltung professioneller und rationeller werden, und vor allem sollten die kleinen zentralen Orte im Lande gestärkt werden. Glödnitz kam ebenso wie die Nachbargemeinde Deutsch-Griffen an die neu formierte Großgemeinde Weitensfeld-Flattnitz. Im Glödnitzer Tal gab es damals einigen Unmut wegen der Zusammenlegung. Der Einfluss der Glödnitzer Ortspolitik war nur mäßig stark. In den siebziger und achtziger Jahren entwickelte sich der Gemeindehauptort Weitensfeld gut, die Entwicklung der Dörfer, darunter Glödnitz, stagnierte aber. Die Flattnitz kam allmählich in die Krise.
In den achtziger Jahren kam es in den Städten zu einer neuen Wertschätzung des ländlichen Raumes. Zugleich hatte die traditionelle ländliche Oberschicht große wirtschaftliche Sorgen, und sie wünschte eine Stabilisierung der Lage. In diesem Klima wurde vom Kärntner Landtag während der ÖVP/FPÖ-Koalition die Möglichkeit zur Wiedererrichtung von Altgemeinden eröffnet. Der erste, der dies als Chance für Glödnitz erkannte, war der 2003 bei einem Jagdunfall verstorbene ehemalige Gemeindevorstand Walter Steindorfer, indem er ein Aktionskomitee für die Wiederverselbstständigung der Gemeinde ins Leben rief. In Glödnitz gab es seit langem ein blühendes Vereinsleben und vor allem eine erhebliche Anzahl von talentierten und tüchtigen Leuten, die überwiegend aus der sehr aktiven Landjugend der siebziger Jahre hervorgegangen sind. So wurde die Abstimmung zur Wiedererrichtung der Gemeinde Glödnitz Ende 1990zu einem Erfolg. Dabei täuschen die 54% der Wahlberechtigten, die dafür stimmten, denn die Altenmarkter (etwa ein Viertel der Stimmbürger) waren fast geschlossen gegen eine neuerliche Teilung ihres Dorfes. Die neue Gemeindevertretung konnte jedoch mit der Unterstützung der Mehrzahl der Gemeindebürger ans Werk gehen. Seit 1991 regiert in Glödnitz die ÖVP unter Bürgermeister Paul Ertl danach unter Bürgermeister Johann Fugger.
Da die eigene Wirtschaftskraft sehr schwach ist, war die massive Landeshilfe in den letzten Jahren gut zu gebrauchen. Trotz vieler Turbulenzen in der Gemeindestube, die manchmal grotesk waren, haben ein tüchtiger Bürgermeister und ein qualitativ sehr gut besetzter Gemeinderat in wenigen Jahren sehr viel weitergebracht. Viel dazu beigetragen hat auch der erfahrene Amtsleiter Hans Frießnegger. Glödnitz eröffnete einen Kindergarten, ein neues Gemeindezentrum, ein Biomasse-Fernheizwerk, zwei neue Wohnblocks, eine Freizeitanlage, einen Kultursaal, die Kanalisation wurde durchgeführt und eine schön gestaltete Ortsdurchfahrt entstand. Auf der Flattnitz wurde ein leistungsfähiger Sessellift gebaut. In der Landwirtschaft und im Tourismus gab es neue Initiativen in Richtung bäuerliche Direktvermarktung sowie Reittourismus. Glödnitz ist nun ein Dorf der Pferde, auf dem Reiterhof vlg. Hardegger werden internationale Turniere ausgerichtet.
Das schöne Dorf Glödnitz und das blühende Vereinsleben können aber nicht über das nach wie vor bestehende Hauptproblem hinwegtäuschen. Wie überall weitab von den Ballungsräumen schrumpft auch im Gurktal die Zahl der gewerblichen Betriebe und der Arbeitsplätze rasch. Die großen öffentlichen oder massiv geförderten Investitionen in die Infrastruktur, im Wohnbau, in der Landwirtschaft und im Tourismus konnten bisher den Abwärtstrend in der Wirtschaftskraft und in der Bevölkerungszahl nur bremsen, nicht stoppen. Im Nordteil der Gemeinde kamen dazu immer größere Wald- und Almgebiete in die Hand von Besitzern, die nicht im Gurktal leben.
In Glödnitz lebt man heute gut. Die Grundlage dafür sind die tüchtigen kleinen Betriebe des Gemeindegebietes, mehr aber noch die Arbeitspendlerei, dazu große Eigenleistungen der Bürger daheim, die Leistungen der Vereine und der Gemeinde und die vielen Subventionen für den ländlichen Raum. Eine starke wirtschaftliche Basis in der Gegend würde das Geschaffene aber erst beständig machen. Wer dafür eine führende Idee bringt, verdient nicht nur die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Glödnitz!